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[Gugel Kolumne] Unbundling im TV-Markt?

Im Februar hat Michael DeGusta auf SAI ausführlich analysiert, was zum Abstieg der Musikindustrie beigetragen hat. Einer der wichtigsten Faktoren ist, dass die Konsumenten heute keine Alben mehr kaufen sondern hauptsächlich einzelne Songs. Allerdings fängt der zusätzliche Umsatz bei den Singles die lukrativen Albenverkäufe bei weitem nicht auf, was zum Umsatzeinbruch der Musikindustrie geführt hat.

Generell geht die Digitalisierung mit einem Unbundling-Effekt einher, der Inhalte aus ihren klassischen Vertriebsstrukuren wie z.B. dem Album löst und einzeln anbietet. In der Regel sichern Bundels eine höhere Marge, da hochwertige Produkte z.B. Hits mit nicht so hochwertigen Produkten z.B. Lückenfüller gemeinsam verkauft werden können. Nimmt man an, dass die Musikindustrie der TV-Industrie einige Jahre voraus ist, stellt sich die Frage, was das Äquivalent der Alben im TV-Bereich ist und ob ein ähnlicher Einbruch droht.

Für die TV-Industrie ergeben sich folgende Bundles, die betroffen sein könnten:

  • PayTV-Pakete: In der Regel werden (vor allem in den USA) PayTV Sender nicht einzeln verkauft sondern immer in Paketen gebündelt mit anderen. Wer HBO sehen möchte muss z.B. zuerst das Sportpaket abonnieren und dann noch das Entertainment Paket um dann unter anderem HBO zu empfangen.
  • TV-Programm: Jedes TV-Programm ist ein Bundle, das aus verschiedenen Inhalten besteht, die nacheinander auf der Timeline angeordnet sind.

Sollte eines oder beide Bundles aufgespalten werden hätte das massive Auswirkungen auf den Markt und könnte dafür sorgen, dass der Umsatz der TV-Industrie massiv einbricht. Nicht zuletzt definiert LinkedIn Gründer Reid Hoffman Disruption damit, wenn aus $10 Umsatz $1 übrig bleiben.

Unbundling der PayTV Pakete

Mindestens seit 2006 wird darüber diskutiert den PayTV-Abonnenten eine à la carte Auswahl an TV Kanälen anzubieten damit sie einzelne Kanäle buchen können und nicht mehr Pakete abonnieren müssen. Bis jetzt hat sich an dieser Tatsache wenig geändert, aus mehreren Gründen. Den Ersten fasst John Gruber schön zusammen:

Companies that succeed with complex pricing schemes tend to be those with no competition (e.g. cable companies and land-line phone services).

Zweitens bedeutet Bundling einen Komfort für Konsumenten, die sich nicht jeweils einzeln entscheiden müssen und nicht für jedes Produkt noch einmal neu bezahlen müssen. Drittens gab es bis jetzt keinen Grund etwas an den Paketen zu ändern. Die Abonnentenzahlen stiegen und es gab weit und breit keine Konkurrenz.

Dies hat sich im letzten Jahr geändert. Zum ersten Mal in der Geschichte der Kabelanbieter sind die Abonnentenzahlen rückläufig gewesen und mit Netflix und Hulu haben sich Konkurrenten aufgetan, die mit einem einfachen Preisschema und einem breiten Angebot zumindest bestimmten Nischenkanäle und vor allem den Premium PayTV Kanälen wie HBO und Showtime Probleme bereiten werden. Auch für Sport ergeben sich mit dem MLB.tv und ESPN Player Angebot zunehmen ernstzunehmende Alternativen im Netz zu den reinen Sportsendern.

Während Netflix den Satelliten- und Kabelnetzbetreibern vorerst noch keine Konkurrenz machen kann sind Premium Sender wie HBO und Showtime in heller Aufregung und spüren die Auswirkungen von Netflix bereits – HBO allein hat letzte Jahr 2 Millionen Abonnenten verloren. Als Premium Sender sind sie mit das letzte Paket das Kabelabonnenten abschließen können. Auf der anderen Seite sind sie natürlich die ersten die gekündigt werden. Anders als Netflix haben die Sender keine direkten Kundenbeziehung sondern werden von den Satelliten- und Kabelnetzbetreibern vertrieben und erhalten von diesen ihr Geld.

Seit Netflix begonnen hat nicht mehr nur Kataloginhalte zu erwerben sondern HBO für die Rechte der exklusiven Erstauswertung der TV-Serie House of Cards überboten hat, zeigt sich dass HBO und Co. mit Netflix konkurrieren müssen, ob sie wollen oder nicht.

Die erste Reaktion der Sender war ihre Inhalte nicht (mehr) über Netflix verfügbar zu machen. Showtime hat gerade angekündigt, dass der Deal mit Netflix über Serien wie Dexter und Californication im Sommer nicht erneuert wird und HBO hat klar gemacht, dass sie ihre Inhalte nicht über Netflix vertreiben werden solange der Service so günstig angeboten wird. Der einzige Weg diese Entscheidungen zu erklären ist, dass die Sender um ihre Existenz fürchten, denn sie machen ökonomisch keinen Sinn: HBO wertet Rechte, die Netflix über $200 Millionen wert wären, nicht aus und Showtime verlängert einen Deal nicht, der das Interesse an den Shows und auch den Ratings im Fernsehen geholfen hat zumal auch Showtime deutlich mehr Geld für die Verlängerung verlangen könnte.

Das Problem der Sender ist, dass sie keine direkte Kundenbeziehung haben und somit nicht frei entscheiden können was sie anbieten wollen. Wenn sie jedoch ernsthaft mit Netflix und Hulu konkurrieren wollen müssen sie ein anderes Produkt anbieten und zwar einen streaming Service, der Zugang zu ihren Inhalten erlaubt ohne dass die Kunden zuerst all die anderen PayTV-Pakete abschließen müssen und vor allem ohne an einen Distributor wie Comcast gebunden zu sein. Würden sie jedoch das tun schaden sie den Satelliten- und Kabelnetzbetreibern und damit ihren wichtigsten Kunden. Es ist eine prekäre Lage in der sie sich befinden – entweder sie beschleunigen das Unbundling und hoffen darauf nach dem Übergang immer noch eine Rolle zu spielen oder sie warten ab und sehen zu wie Netflix immer mehr ihrer Abonnenten gewinnt und finanzkräftiger wird um ihnen dann die Rechte streitig zu machen.

Unbundling des TV-Programms

Mittlerweile gibt es viele Möglichkeiten TV-Inhalte nicht mehr im Kontext des linearen Programms zu sehen: digitale Videorekorder, DVDs, Mediatheken der Sender und natürlich Hulu und Netflix. Die knapp 40% digitale Videorekorder Nutzer in den USA konsumieren um die 20% des Programms zeitversetzt. Die Hulu Nutzer haben im Februar fast vier Stunden Programm auf der Seite gesehen und Netflix streamt mehr Stunden an seine 20 Millionen Kunden als es Programm per DVD liefert. Nielsen weißt zudem aus, dass über ein Drittel der TV Seher zumindest einmal in Q2 2010 ein Programm im Timeshift gesehen hat. Doch anders als bei den PayTV Paketen ist die Situation in diesem Feld noch nicht so bedrohlich hauptsächlich deshalb weil sich bis jetzt noch kein Konkurrent hervorgetan hat, der diese Entwicklung stärker vorantreibt. All diesen Diensten geht die Bequemlichkeit ab, die ein lineares Programm liefert. Trotzdem gibt es ein paar Trends, die hier frühzeitig zum Handeln animieren.

(1) Aufgrund der Möglichkeit Inhalte ondemand zu konsumieren verlieren „first runs“ ihre Wichtigkeit. Fünf Jahre alte Serien können genauso unterhalten wie neue Serien, wenn sie für den Nutzer neu sind.

(2) Konsumenten entwickeln neue Konsumgewohnheiten. Serien werden am Stück oder zumindest im Block gesehen im Gegensatz zu einmal pro Woche eine Episode.

With traditional TV serials, one episode was aired each week. A key part of the model was getting the audience to come back each week. That started to change with DVR where viewers could choose to create a few weeks‘ backlog if they wanted and watch them in a batch. Once again, „Dexter“ demonstrates a further evolution. Once the whole season is available, I could watch as many or as few episodes as I wanted.

(3) Fernsehen wird auf anderen Geräten konsumiert. iPads, Laptops und PCs bieten alternative Nutzungsorte und -szenarien.

(4) Es werden andere Inhalte konsumiert neben den etablierten TV Inhalten haben sich verschiedenste Webvideos als neues Genre etabliert.

Anders als die premium Sender haben die Fernsehsender zum Teil schon gut auf diese Entwicklungen reagiert:

  • Sie stellen ihre Inhalte ondemand in Mediatheken zur Verfügung.
  • Sie versuchen Zuschauer durch mobile Applikationen, Social Media und Votings an das live Programm zu binden und dieses attraktiver zu machen.
  • Sie versuchen die Inhalte auch auf anderen Plattformen und Geräten verfügbar zu machen.
  • Sie experimentieren mit neuen und alternativen Inhalten.

Was sie allerdings noch nicht geschafft haben und woran sie noch arbeiten müssen ist der Audience Flow. Im klassischen TV Programm schaffen sie es Nutzer durch geschickte Programmierung auf neue Inhalte hinzuweisen und diese zu etablieren und unter Umständen Nutzer auch mit nicht ganz so hochwertigen Programmen zu unterhalten. Im Netz gibt es im Moment noch so gut wie keine Programmierung, die über den Einzelinhalt hinaus geht.

Unbundling im TV-Markt

Das amerikanische Kabel-TV Geschäft steht vor einer Umwälzung. Premium Sender wie HBO und Showtime stehen harte Zeiten bevor und wenn sie erst einmal kippen kann es schnell zu einem Dominoeffekt kommen und die klassischen PayTV Plattformen gehen mit unter. Was die Bundling im TV-Programm angeht scheint es so als ob den TV Sendern hier noch deutlich mehr Zeit bleibt und die Sender auch gewillt sind zu experimentieren um den richtigen Mix zu finden. Wer auch immer die richtige Formel finden um den Audience Flow aus dem TV ins Netz zu bringen wird damit sicherlich sehr erfolgreich sein. Netflix glaubt daran, dass es ihr Recommendationalgorithmus ist, Google glaubt daran, dass es die Suche ist beide sind damit noch nicht wirklich am Ziel, von daher bleibt es spannend.

[Gugel Kolumne] Alternativen zum Joint Venture von ProSiebenSat.1 und RTL

Seit letzter Woche gibt es eine erste Einschätzung des Kartellamts zum geplanten Joint Venture von ProSiebenSat.1 und RTL, die den Bemühungen um ein deutsches Hulu aus Senderhand erstmal hohe Hürden gesetzt hat. Nach Verhandlungen der Senderketten mit dem Kartellamt sind die Sender zum Entschluss gelangt, dass sie die Forderungen des Kartellamts nach Offenheit nicht erfüllen können bzw. wollen. Damit ist die anvisierte TV-Plattform in weite ferne gerückt.

Diese Entscheidung hat einige Implikationen für den deutschen Markt. Erstens ist es nun deutlich wahrscheinlicher, dass globale Unternehmen die Lücke füllen werden. Zweitens wird klar, dass es nicht die Sender sein werden die eine TV-Plattform aufbauen können und drittens besteht die Gefahr, dass sich die Nutzer noch viel mehr auf alternative Möglichkeiten zurückziehen um an TV-Inhalte zu gelangen.

Willkommen Apple, Netflix, Amazon und Google

Ein Joint Venture von RTL und ProSiebenSat.1 hätte die Chance gehabt eine starke deutsche Plattform für TV-Inhalte aufzubauen, die den Expansionsbemühungen der US-Unternehmen eine heimische Lösung entgegen setzt. Die Abwesenheit einer entsprechenden Plattform macht den Markteintritt für Apple, Netflix, Amazon und Google um einiges attraktiver und einfacher.

Apple

Apple ist mit knapp 65% Marktanteil für Video on Demand in den USA klarer Marktführer was bezahlte Downloads und den digitalen Filmverleih angeht. Mit dem neuen Datencenter in North Carolina, das demnächst die Filmauslieferung übernimmt macht Apple zudem klar, dass sie es ernst meinen mit ihrem Video- und Filmangebot. Allerdings könnte Apple auf absehbare Zeit darauf verzichten einen streaming Service anzubieten. Anscheinend waren die Bemühungen rund um Lala eine Art Versicherung, so dass zumindest in naher Zukunft wohl eher keine TV-Plattform von Apple zu erwarten ist.

Netflix

Netflix hat letztes Jahr über 7 Millionen neue Abonnenten in den USA gewinnen können. Zudem wurde die internationale Expansion in Kanada begonnen – ein Unterfangen, das nach nur einem Jahr profitabel sein soll. Für 2011 hat Netflix $40 Millionen zurück gelegt um weiter international expandieren zu können. Obwohl erste Gerüchte eine Expansion in Südamerika für wahrscheinlich halten ist der Europäische Markt natürlich auch eine attraktive Option. Netflix hat bereits etablierte Beziehungen zu den Studios und weiß wie man die Rechte verhandelt und wie viel die jeweiligen Rechte wert sind, ein Vorteil gegenüber allen anderen Konkurrenten.

Amazon

Amazon ist im deutschen Markt am weitesten mit der vollständigen Übernahme von Lovefilm.com hat Amazon nicht nur über 200.000 deutsche Abonnenten übernommen sondern auch einen Service, der das Netflix Model aus Amerika nach Europa transportiert. Lovefilm verschickt wie Netflix DVDs per Post und bietet einen streaming Dienst für ausgewählte Filme und TV-Serien über das Netz an. Amazon hat zudem mit der Einführung von Prime Instant Streaming gezeigt, dass sie gewillt sind aggressiv in den Markt einzudringen. In Amerika erhalten existierende Amazon Prime Kunden das Streaming on-top ohne Aufpreis dazu. So will Amazon offensichtlich mehr Kunden für den erfolgreichen Expressversand begeistern. Die Einführung einer Kombination von LoveFilm und Prime Instant Streaming in Deutschland ist sehr wahrscheinlich.

Google

Google betreibt mit YouTube schon die führende Videoplattform in Deutschland. Allerdings will sich Google darauf nicht ausruhen. Google hat im letzten Jahr kräftig im Film- und TV-Bereich zugekauft. On2 Technologies für den WebM Codec, Episodic als Online Video Plattform, Widevine für das Digital Rights Management und fflick als Socialrecommendation Engine zeigen deutlich wo die Reise hingeht. Zudem hat Google mit Malik Ducard von Paramount und Robert Kyncl von Netflix zwei Experten für die Bewegtbildakquise eingestellt. All das ist wohl die Basis für einen streaming Dienst den Google in Kürze launchen will. Anders als die Konkurrenten Apple, Netflix und Amazon wird sich Google zuerst auf Europa konzentrieren und dann nach Amerika expandieren. Die Strategie könnte aufgehen, denn im Gegensatz zu den USA existiert in Europa lediglich in England mit dem BBC iPlayer ein nennenswerter Konkurrent. Mit den $100 Millionen die Google in Content investieren will könnten sie zudem in Europa recht weit kommen und ein attraktives Abo-Angebot auf Basis von YouTube aufbauen.

Flucht nach vorn

Angesichts der drohenden Konkurrenz stellt sich die Frage, wie die Sender nun am besten darauf reagieren können. Erste Reaktionen nennen die üblichen Lösungen: Eine Partnerschaft mit Axel Springer oder einem der Telcos. Beide Lösungen machen die Sender abhängig vom Wohlwollen des Partners, denn nach den gescheiterten Verhandlungen mit dem Kartellamt sind die Karten ungleich verteilt.

Doch interessanterweise hat das Kartellamt selbst mit seiner Forderung nach Offenheit eine aus meiner Sicht bessere Lösung vorgeschlagen. Die Sender sollten Dritten die Möglichkeit geben eine Plattform für TV-Inhalte zu bauen. Am besten sollten sie darauf hinarbeiten, dass nicht nur eine neue TV-Plattform entsteht sonder mehrere Plattformen, die miteinander konkurrieren. Deshalb wäre eine Partnerschaft mit Springer oder den Telcos zu kurz gedacht.

Dieses Ziel könnten sie erreichen, wenn sie ihre Inhalte über eine Schnittstelle allen potentiellen Partnern standardisiert zur Verfügung stellen. Dank der attraktiven Inhalte dürfte sich recht schnell ein Ökosystem rund die Schnittstellen entwickeln, das innovative neue Dienste auf deren Basis erstellt. Auf den ersten Blick mag es komisch erscheinen, dass die Sender ihre Inhalte an Dritte zur Auswertung weiter geben, aber bei näherer Betrachtung wäre dies gar keine so schlechte Entwicklung.

  • Während TV-Sender laut Screendigest (PDF) auf ihren eigenen Seiten nicht selten Margen von über 80% mit dem Streaming erzielen können, hat Hulu eine Marge von um die 10%. Es ist also gar nicht so lukrativ eine TV-Plattform zu betreiben, wenn einem die Inhalte nicht gehören.
  • Die technologische Komplexität nimmt aufgrund neuer Connected Devices und neuer Plattformen immer mehr zu. Alle Geräte wollen mit entsprechenden Applikationen und Anpassungen bedient werden, was den Entwicklungsaufwand und die Betriebskosten in die Höhe schraubt.
  • Eine TV-Plattform der Sender ist kein Selbstläufer. Die Sender hätten ernsthafte Hürden überspringen müssen um ihre Plattform im Markt zu etablieren. Mit diesem neuen Ansatz sind sie nicht mehr darauf angewiesen, dass eine bestimmte Plattform Erfolg hat.

Mit einem Teile und Herrsche Ansatz würden die Sender diese Probleme umgehen während sie gleichzeitig von allen Entwicklungen, die da kommen mögen profitieren würden. Indem sie ihr Geschäftsmodell direkt in den Einzelinhalt implementieren und nicht auf einer eigenen Plattform können sie sich entspannt zurücklehnen und abwarten welche Plattform gewinnt.

Durch die Bereitstellung von Schnittstellen könnten etablierte Portale genauso wie Startups sich daran versuchen die bestmögliche TV-Plattform zu erstellen. Sie würden dabei nicht bei der Content-Auswahl sondern allein bei der Aufbereitung, Präsentation und Zusammenstellung konkurrieren. Viele innovative Lösungen wären das Ergebnis, von denen wiederum die Sender profitieren würden, da jeder Aufruf ihres Programms Umsatz bedeuten würde.

Herausforderungen

Damit die Partnerschaft für beide Seiten funktioniert müssten die Sender vier Fragen beantworten. Erstens müssten sie klären wie sie ihre Inhalte standardisiert auf verschiedenen Plattformen vermarkten können, zweitens wie sie ihre Inhalte auf diesen Plattformen anbieten, drittens wie sie Produzenten für die Ausstrahlung auf diesen Plattformen entlohnen und viertens wie sie die Plattformbetreiber an den Einnahmen beteiligen.

Zudem bedarf es einer Vermarktung die mindestens den gleichen TKP für Programme auf den Plattformen erzielt wie für die gleichen Programme im klassischen TV. Dass dies möglich ist hat Hulu in den USA bewiesen. Die Plattform hat es geschafft ihren Werbeerlös je halbe Stunde TV auf ein mit dem Rundfunk vergleichbares Niveau zu heben. Dies muss auch das Ziel der Sender sein, denn sonst kommen sehr schnell Überlegungen à la „Trading Analog Dollars For Digital Pennies“ auf. Um dieses Ziel bei der Vermarktung zu erreichen sollten sich die Sender damit beschäftigen, wie man am besten TV-Inhalte online vermarktet. Hulu hat viele Innovationen in diesem Bereich hervorgebracht (Auswahl des Werbespots, Fragebogen statt Werbung etc.) und so etwas wie einen Goldstandard für die Vermarktung eingeführt. Vergleichbare Bemühungen in Deutschland sind im Moment noch Fehlanzeige werden aber dringend benötigt. Mit reiner Frequenz und Penetranz kann es nicht funktionieren.

Neben der Herausforderung bei der Vermarktung haben die Sender auch noch die Herausforderung der Messung. Es sollte darauf hingearbeitet werden eine gesamt Quote auszuweisen, die auch die online Seher umfasst. Damit lässt sich vermeiden es Probleme gibt, wenn mehr im Netz gesehen wird.

Fazit

Mit dem Teile und Herrsche Ansatz würden die deutschen Sender zwar anderen Marktteilnehmern ermöglichen eine TV-Plattform mit ihren Inhalten aufzubauen aber sie behalten die Fäden in Bezug auf ihre Inhalte in der Hand, kontrollieren die Vermarktung und profitieren von allen Innovationen auf den Plattformen. Dieses Vorgehen würde die Relevanz der Sender sichern und gleichzeitig auch anderen deutschen Produzenten eine Chance eröffnen.

Sollten die Sender einfach abwarten könnten sie schnell bei einem Markteintritt von Amazon, Google, Apple oder Netflix in eine Bittstellerposition geraten. Denn alle großen Anbieter werden direkt mit den Hollywoodstudios über Inhalte verhandeln und im Zweifel ganz auf deutsche Inhalte verzichten, wenn die Bedingungen nicht passen. Mit der dargelegten Vorgehensweise könnte man den großen Playern eine deutsche Plattform entgegensetzen, ohne dass diese auf ein Joint Venture von ProSiebenSat.1 und RTL angewiesen ist.

[Gugel Kolumne] Interaktives Fernsehen

Langsam aber sicher wachsen das Internet und das Fernsehen zusammen. Lange Zeit haben die Beiden nebeneinander existiert aber die Entwicklungen der letzten Monate legen nahe, dass wir dieses Jahr einen deutlichen Schritt nach vorne machen, wenn es darum geht Internet und Fernsehen zu verzahnen.

Bis vor Kurzem konnte man zwar live Streams und on-demand Aufzeichnungen des Programms im Netz sehen aber wirklich mit dem Programm interagieren konnte man nicht. Mit Twitter wird zunehmend klar, dass genau das jedoch etwas ist, was die Nutzer durchaus begrüßen. Sie wollen während des Programms bestimmte Szenen kommentieren, Ausschnitte weiterleiten und mit dem Programm direkt interagieren.

Twitter als interaktive TV Plattform

Wie so eine tiefe Verknüpfung aussehen kann hat MTV mit den Video Music Awards vorgemacht. Seit sie damit begonnen haben in 2007 mit Twitter bei den VMAs zu experimentieren sind nicht nur die Einschaltquoten wieder gestiegen sondern auch die Integration von Twitter in das Programm. Es begann 2007 als ein MTV Mitarbeiter auf die Idee kam den Musikstars der Awards Handys mit Twitter zu geben und sie von der Veranstaltung berichten zu lassen. Diese Initiative kam so gut an, dass seitdem MTV jedes Jahr das Twitter Engagement ausgeweitet hat.

Letzte Jahr ist MTV sogar noch einen Schritt weiter gegangen. Nicht mehr nur die Stars haben getwittert sondern die Tweets des Publikums wurden über eine Visualisierung live in die Sendung aufgenommen. MTV hatte zudem eine Reporterin, die nur über die Nachrichten auf der Plattform berichtete und die Nutzer zu noch mehr Tweets animiert hat, was mit 2,3 Millionen Kurznachrichten während der Show gut funktioniert hat und auch der Quote dienlich war. Mit 11,4 Millionen Zuschauern waren die VMAs 2010 ein Erfolg.

Twitter ist gerade aufgrund seines konstanten Datenstroms der Schnelligkeit und der guten Schnittstellen dafür prädestiniert das Internet ins Fernsehen zu bringen. Ein TV-Programm kann so in Echtzeit Informationen aus dem Netz zur Verfügung stellen, die dem live Szenario der Sendungen gerecht werden. Dass diese Interaktionen des Publikums sich direkt auf das Programm beziehen sieht man in den Analysen von tweetreach zu den Golden Globes. Zum Einen wurden bis zu 3500 Tweets die Minute gemessen und zum Anderen lassen sich die Tweets direkt mit dem Geschehen auf dem Fernseher verbinden. Interessant an dieser Entwicklung ist, dass Twitter die Zuschauer wieder zum linearen Fernsehkonsum animiert. Denn der Austausch mit anderen Zuschauern ist nur in der live Situation möglich on-demand gibt es keine Möglichkeit sich mit anderen zum Programm in Echtzeit zu unterhalten.

Fehlende Metadaten zum TV

Betrachtet man die Twitternutzung wird klar, dass jedoch noch eine Möglichkeit fehlt das Programm mit dem Internet in Echtzeit zu verbinden. Analysen wie die von tweetreach oder Visualisierungen wie die von MTV sind Lösungen für Einzelfälle aber eine generelle Verknüpfung von Programm und Interaktion ist darüber noch nicht möglich. Damit eine solche Verbindung funktionieren kann müsste sowohl die Zeitleiste der einzelnen Sendungen als auch die Programminformationen im Internet verfügbar sein, so dass Tweets und andere Interaktionselemente direkt damit verknüpft werden können. Insbesondere müsste es eine API für Applikationen geben, die es erlaubt einheitlich auf Programme zu verweisen und normalisierte Daten zu den Programmen erhalten und die es gleichzeitig möglich macht alle zu einem Programm erstellten Interaktionen gebündelt auszugeben.

Genau an dieser Stelle ergibt sich in Deutschland ein Problem. Die Sender verwerten ihre Programminformationen sehr aggressiv und haben ein Leistungsschutzrecht auf diese Daten erwirkt. Darüber hinaus sind im Netz so gut wie keine Metadaten zu den TV Sendungen verfügbar, die über den Sendungstitel, Typ und die Start- und Endzeit hinaus gehen. Bilder, Beschreibungen, eine Timeline und sinnvolle Kategorien sind bei den meisten Programmen Fehlanzeige.

Doch gerade gute TV-Metadaten sind enorm wichtig für die weitere Entwicklung, denn EPG-Daten sind die Geolocation-Daten des TVs. Im Moment sind diese Daten noch unter Verschluss und für Programmierer nicht wirklich zugänglich.

Nur um kurz die Tragweite des Vergleichs zu illustrieren. Jeden Tag werden 600 Milliarden Geolocation Datenpunkte generiert. Wenn die EPG-Daten ähnlich wie die Geolocation-Daten zugänglich, abfragbar und verarbeitbar werden, können Applikationen plötzlich den TV-Konsum auf der EPG-Timeline sekundegenau verfolgen und bestimmen. Dann gibt es nicht mehr nur Checkins in Locations sondern Checkins zu Zeiten und Sendungen, die mit dem gesehenen Programm direkt verbunden sind. Aus dieser Verbindung ergäben sich jede Menge Transaktionen, denn jeder Zappvorgang und wahrscheinlich auch jede Aktion auf dem Fernseher würde eine Abfrage an die EPG-Engine bedeuten. Bei der momentanen TV-Nutzung könnten auch hier einige Milliarden Transaktionen pro Tag herauskommen.

Startups tasten sich heran

Einige Startups haben diese Möglichkeiten erkannt und versuchen einen entsprechenden Dienst aufzusetzen. Mediencheckin-Dienste wie GetGlue, Tunerfish und Miso funktionieren ähnlich wie Gowalla und Foursquare nur für TV-Inhalte. Mit diesen mobilen Applikationen können die Nutzer ihren Freunden mitteilen, was sie gerade sehen. Nur haben diese Applikationen ein Problem: während Gowalla und Foursquare auf eine (GPS-)Ortung der jeweiligen Position des Nutzer zurückgreifen können und daraufhin benachbarte Locations vorschlagen fehlt den Mediencheckin-Apps so eine Abfrage. Sie sind immer darauf angewiesen, dass der Nutzer selbst das momentan laufende Programm auswählt und können ihn dabei nicht unterstützen.

Dieses Problem versucht IntoNow zu lösen. Mit ihrer SoundPrint Technologie, die sie aus auditude mitgenommen haben kann die Applikation die Tonspur einer TV-Sendung mit der Datenbank abgleichen und so den Nutzer direkt auf das richtige Programm einchecken. Mit dieser Methode kann IntoNow nicht nur live Inhalte erkennen sondern auch on-demand Inhalte korrekt zuordnen. Ich bin mir relativ sicher, dass der einen oder andere Mediencheckin Diensten relativ zeitnah die SoundPrint Technologie für seine App lizenzieren wird.

Noch interessanter als IntoNow ist das letzte Update von Yahoo! für seine Connected TV Plattform. Mit diesem Update hat Yahoo! eine Möglichkeit für Entwickler eingeführt mit der sie abfragen können welches Programm oder welcher Inhalt gerade auf dem Fernseher abgespielt wird. Die genauen Möglichkeiten der Schnittstelle und wie Yahoo! die Informationen sammelt und zur Verfügung stellt sind noch sehr vage aber die Implikationen sind klar. Entwickler für Yahoo!s Connected TV Plattform könnten kleine Widgets bauen, die immer automatisch ohne weitere Nutzerinteraktion die momentan gesehene Sendung posten und tracken. Es besteht die Hoffnung, dass andere TV-Plattformen sich ein Beispiel an Yahoo! nehmen und ähnliche Schnittstellen für Entwickler zur Verfügung stellen.

TV-Sender sollte eine eigene API anbieten

Diese Entwicklungen zeigen zwei Dinge. Erstens gibt es endlich das lang erwartete interaktive Fernsehen, allerdings in einer Form, die so nicht erwartet wurde, denn es findet nicht auf dem Fernseher statt sondern auf einem zusätzlichen Screen (Laptop, Handy, Tablet). Zweitens wird der Fernsehkonsum durch genaues Tracking deutlich transparenter.

Von diesen Entwicklungen können die TV-Sender stark profitieren, wenn sie versuchen sie für sich zu nutzen. Durch die Interaktion der Zuschauer untereinander und mit dem Programm wird die live Nutzung und die Bindung an das Programm gestärkt. Genau diese Interaktion gilt es zu unterstützen und zu fördern. Des Weiteren könnten die Sender ihre Programminformationen für Entwickler zur Verfügung stellen und so neue Applikationen und Nutzungsformen ermöglichen an die sie selbst nicht gedacht haben. Ähnlich wie Twitter mit der Firehose API könnten entsprechende Modelle dafür sorgen, dass die Sender auf der einen Seite Innovationen rund um die EPG-Daten fördern und auf der anderen Seite nicht leer ausgehen, wenn eines dieser Modell erfolgreich wird. Letztlich würde die Bereitstellung der Informationen ihnen zudem wertvolle Einblicke in die Nutzung ihres Programms geben.

[Gugel Kolumne] Videotrends in 2010 und 2011

Letztes Jahr zu dieser Zeit hatte ich fünf Prognosen für 2010 formuliert und es bietet sich an nun ein Resümee zu ziehen. Folgende fünf Trends für 2010 hatte ich damals angeführt:

  1. Internet auf dem Fernseher im Wohnzimmer. 2010 wird das Jahr werden in dem das Internet im Wohnzimmer auf dem großen Screen Realität wird.
  2. Discovery ist die neue Herausforderung. Ich erwarte für 2010 kreative Lösungen für dieses Problem, die wohl eher auf den Social Graph und Trending Topics zurückgreifen.
  3. Photo und Video wachsen zusammen. Schon jetzt können die meisten verkauften Kameras Videos aufzeichnen und sobald es etwas teurer wird können sie es auch in HD. Da liegt es nicht mehr so fern Weihnachten 2010 dieses Feature in den Vordergrund zu stellen.
  4. PayTV über das Internet wird kommen – und es wird groß!
  5. Integration von Distribution, Logik und Content. Aus diesem Spannungsfeld heraus werden wir eine Vielzahl von Kooperationen und Akquisitionen sehen, die versuchen diese Probleme gewinnbringend zu lösen.

Internet auf dem Fernseher im Wohnzimmer

2010 war das Jahr in dem allen bewusst wurde, dass das Internet früher oder später den großen Screen im Wohnzimmer erobern wird. Die großen Fernsehanbieter haben ihre Bemühungen um Apps und Browser auf dem TV intensiviert. Die Hybrid broadcast broadband TV (Hbb TV) Initiative hat ihre Spezifikation veröffentlicht und so den Weg für interaktive TV Applikationen geebnet. Google hat mit GoolgeTV ein großes Projekt gestartet mit dessen Hilfe der Erfolg von Android auf dem TV wiederholt werden soll. Apple hat für AppleTV den richtigen Mix gefunden und über 1 Million Geräte innerhalb kürzester Zeit verkauft. Roku hat von der erhöhten Aufmerksamkeit profitiert und mehr Geräte verkauft als jemals zuvor. Außerdem hat Boxee mit der Boxee Box eine interessante neue Option auf den Markt gebracht.

2010 hat für Konsumenten eine deutlich breitere Auswahl an Möglichkeiten bereitgehalten das Internet auf den Fernseher zu bringen. Viele neue Player haben sich 2010 in Position gebracht um ihre Dienste im Wohnzimmer auf den Fernseher zu bringen. Der Kampf um das Wohnzimmer hat damit natürlich erst begonnen. Vielleicht werden wir in 2011 erste Sieger erkennen können.

Discovery als neue Herausforderung

Entgegen meiner Erwartung hat sich im Bereich der Discovery in 2010 nicht sonderlich viel getan. Mit zwei Ausnahmen:

Erstens haben sich Checkins für Medieninhalte etabliert. Mit GetGlue, Miso und Tunerfish buhlen gleich drei Dienste um die Gunst der Nutzer. Während Miso und Tunerfish lediglich Checkins tracken offeriert GetGlue gleichzeitig jede Menge Vorschläge für neue Filme und Inhalte und hilft somit beim Entdecken neuer Filme.

Zweitens versuchen Film und TV Seiten ihr Angebot mit Open Graph Informationen von Facebook für die Nutzer relevanter zu gestalten. Sowohl IMDb als auch Rotten Tomatoes haben Facebook integriert und auch Clicker hat seine Discovery an Facebook angebunden um den Nutzern Empfehlungen ihrer Freunde anzubieten.

Photo und Video wachsen zusammen

Die Panasonic Lumix DMC-TZ10 EG-K hat momentan den Amazon Bestseller-Rang #1 in Kamera & Foto und natürlich bietet die Kamera Videoaufnahmen in HD mit Stereoton und das für etwas über 250 Euro. HD Videos sind damit definitiv auch in Konsumerkameras angekommen.

PayTV über das Internet wird kommen – und es wird groß!

Dieses Jahr wurde PayTV über das Internet definitiv erwachsen, wenn auch durch etwas anderen Anbieter als 2009 gedacht. Weder Google noch Apple haben ihre PayTV-Initiativen 2010 auf den Weg gebracht und auch die großen Kabelanbieter in den USA haben es nicht wirklich geschafft ihre TV-Everywhere Versprechen einzulösen. Einzig DISH Network hat es Dank der Schwesterfirma Sling Media fertig gebracht entsprechende Angebote auf den Weg zu bringen. Doch Comcast und Co. bleiben einiges schuldig.

Doch was den Kabelnetzbetreibern abging haben Netflix und Hulu mehr als wett gemacht. Netflix hat seinen Fokus in 2010 gänzlich weg vom DVD-Versenden hin zum online Streaming verschoben. Nicht zuletzt durch eine enorme Nachfrage der Nutzer nach den streaming Inhalten konnte Netflix in 2010 über 7 Millionen neue Kunden gewinnen, denen der DVD-Versand reichlich egal ist. Betrachtet man Netflix nicht mehr als DVD-Versender sondern als virtuellen PayTV-Anbieter kann man den Dienst in die Reihe der klassischen Multichannel Video Programming Distributors (MVPDs) einreihen. Nach Abonnentenzahlen ist Netflix in dieser Kategorie der drittgrößte Service.

Auch Hulu hat 2010 einen Schritt in Richtung PayTV gemacht. Mit Hulu Plus wurde ein Bezahldienst gestartet, der schon nach kurzer Zeit einen „signifikanten“ Anteil am Hulu Umsatzes ausmacht.

Angesichts dieser Erfolge werden die Studios aber auch die Kabelnetzbetreiber in den USA zunehmend nervös und versuchen nun die Entwicklung zu Kanalisieren indem sie es für Hulu und auch Netflix schwieriger machen an gute Inhalte zu gelangen.

Integration von Distribution, Logik und Content.

Für 2010 hätte ich deutlich größere Akquisitionen erwartet, da ich immer noch davon ausgehe, dass die vertikale Integration viele Vorteile für alle Beteiligten bietet. Nichts desto trotz wurden einige interessante kleinere Akquisitionen in Videobereich getätigt. Google hat in 2010 kräftig im zugekauft. Der Kauf von On2 Technologies wurde 2010 abgeschlossen und der VP8 Codec in das offene WebM Format überführt. Um besser auf die Bedürfnisse der großen Contentinhaber einzugehen wurde im April dann mit Episodic eine Online Video Plattform gekauft. Zudem hat Google im Dezember Widevine gekauft um das Digital Rights Management zu gewährleisten.

Neben Google war auch Limelight aktiv und hat sich mit Delve Networks ebenfalls eine Online Video Plattform geschnappt. Darüber hinaus hat Cisco ExtendMedia gekauft, AOL hat 5Min Media und StudioNow gekauft und kurz vor Weihnachten hat schließlich Rovi noch 720 Millionen für Sonic Soultions geboten, die wiederum DivX gekauft haben.

Sonstige Entwicklungen 2010

2010 hat Blockbuster, die größte Videoverleihkette der USA, Insolvenz angemeldet. YouTube ist weiter massiv gewachsen. Die deutschen Angebote haben weiter stagniert. Mobile Video hat weiter an Bedeutung zugenommen – nicht zuletzt dank des iPads und natürlich hat HTML5 Video sehr viel Aufmerksamkeit genossen.

Trends für 2011

Nach der Rückschau nun ein kleiner Ausblick in 2011. Hier meine fünf Vorhersagen für 2011:

  1. Twitter als Interaktive TV Plattform. Im nächsten Jahr wird sich Twitter als interaktive TV-Plattform etablieren. Schon jetzt wird fleißig zu verschiedenen Fernsehereignisse getwittert aber im nächsten Jahr werden Tweets Teil verschiedener Shows werden und als natürliche Erweiterung des TV-Programms dienen. Das Bedeutet die Interaktivität des Fernsehens wird auf Twitter verlagert. Dadurch ergeben sich ganz neue Möglichkeiten von Abstimmungen über Handlungsanweisungen bis hin zu direktem Feedback zurück ins TV.
  2. Erste Killer-Applikationen für den Fernseher. Nächstes Jahr werden wir erste Applikationen sehen, die nicht nur existierende Inhalte neu verpacken sondern das Medium geschickt nutzen und dabei nicht primär auf Video zurückgreifen. Ähnlich wie bei iOS und Android werden sicherlich Casual Games eine wichtige Rolle spielen aber auch interaktive Shows oder Verkaufsanwendungen könnten Kapital aus den neuen Möglichkeiten der Connected Devices schlagen.
  3. Der Browser als TV-Plattform. Das Web ist schon jetzt auf den meisten Connected Devices verfügbar, wenn auch oft nur über eine Appstore oder Umwege zu erreichen. Nächstes Jahr werden wir viele neue HTML5 Video-Anwendungen sehen und für die Connected Devices wird sich zeigen, dass alle profitieren, wenn sie sich auf einen gemeinsamen Standard einigen und so wird sich letzen Endes auf diesen Geräten auch der Bowser durchsetzen.
  4. TV Angebote der großen Player. Google und Apple haben es dieses Jahr versucht und nicht geschafft aber 2011 lassen sie nicht noch einmal verstreichen ohne ein eigenes TV Angebot zu lancieren. Google hat nicht umsonst kräftig zugekauft und dazu noch mit Malik Ducard von Paramount und Robert Kyncl von Netflix zwei Content Experten eingestellt. Auch Apple will sein neues Rechenzentrum in North Carolina endlich einsetzen und ein TV-Subscription Service anbieten. Es wird interessant werden für Hulu und Netflix, wenn diese beiden Dienste auf den Weg kommen.
  5. Cross Screen Video. Apples Airplay und GoogleTVs Fling deuten an, was kommen wird. Videos werden in Zukunft zwischen Geräten nahtlos hin und hergeschoben. Ein Video Angebot, dass nur noch auf den PC, dem Handy oder dem Fernseher existiert wird es in 2011 sehr schwer haben. Die Nutzer erwarten, dass Videos auf allen ihren Geräten abspielbar sind und das möglichst synchron und nahtlos. Deshalb werden wir in 2011 viele neue Entwicklungen rund um eine Bewegtbildexperience erleben, die mehrere Geräte umfasst.

2011 wird das Jahr der Inhalte

Ging es in 2010 hauptsächlich noch um Technologie und Geräte wird es 2011 hauptsächlich um die Inhalte gehen. Es stehen viele neue Contentverhandlungen an. Google, Apple und auch Netflix müssen Verträge (neu) verhandeln. Zudem werden neue Inhalte (Apps) geschaffen, die auf Connected-Devices zugeschnitten sind und es werden existierende Inhalte angereichert und erweitert werden durch Twitter und neue Dienste, die sich ganz darauf konzentrieren den Bewegtblidkonsum im Netz interaktiver und geselliger zu gestalten. Somit erwarte ich für 2011 wieder einige gänzlich neue Ideen und Startups, die sich dieser Herausforderung annehmen.

[Gugel Kolumne] GoogleTV braucht kein WebTV

Schaut man sich die Medien an gibt es nur zwei Dinge an GoogleTV, die berichtenswert erscheinen. Erstens die monströsen Fernbedienungen und zweitens der Verbot der TV-Networks über GoogleTV auf ihre Inhalte zuzugreifen. Leider schießen beide Kritiken am Ziel vorbei genauso wie meine Kritik im Juni als ich GoogleTV vorwarf, dass der Service zu klein gedacht sei. All diese Kritiken sprechen Probleme an, die zutreffend wären wenn GoogleTV ein TV-Produkt wäre wie zum Beispiel ein Digitaler Videorecoder oder eine Set-Top-Box aber das Produkt hat einen ganz anderen Anspruch.

Strategische Positionierung

Rishi Chandra

Photo: Ilker Aslan

Rishi Chandra der Product Lead von Google TV hat auf der Streaming Media West die strategischen Beweggründe hinter GoogleTV erläutert und als kleiner Spoiler vorab: es geht nicht darum den Fernsehwerbemarkt aufzurollen. Google hat den Markt analysiert und festgestellt, dass es ein typisches „Henne-Ei-Problem“ vorliegt. Until you have content you don’t have users. Until you don’t have users you don’t get content. Eine Internetplattform auf dem Fernseher benötigt Inhalte um für Konsumenten attraktiv zu sein. Um jedoch für Content Anbieter attraktiv zu sein benötigt die Plattform eine breite Nutzerakzeptanz. Das eine geht also nicht ohne das andere. Von daher stellt sich die Frage wie man dieses Problem löst.

Als Lösungsansatz hat Google laut Chandra von Apple gelernt. Als Apple das iPhone auf den Markt brachte gab es noch keine Applikationen für das Smartphone – es gab noch nicht einmal einen Appstore oder ein SDK. Damals war der einzige Weg um an Inhalte zu gelangen der Webbrowser. Apple machte es damals für alle iPhone Besitzer extrem einfach Webinhalte auf ihrem Telefon abzurufen auch wenn diese nicht für Handys optimiert waren. Genau diesen Schritt geht Google nun mit GoogleTV. Sie machen das Web auf dem Fernseher verfügbar. Und zwar nicht nur einen kleinen Teil oder einen bestimmten optimierten Ausschnitt sondern Alles ohne Ausnahme und das in einer Qualität und Geschwindigkeit, die sich sehen lassen kann.

Die nächste Evolutionsstufe

Laut Rishi Chandra befinden wir uns in der nächsten großen Evolutionsstufe des Fernsehens nach der Einführung des Kabelfernsehens in der 80ern. Internet does what cable did to TV back in the 1980. More choice for users. New kinds of contents. Diese Evolutionsstufe bringt das Fernsehen von hunderten Kanälen auf mehrere Millionen. Aber wenn Chandra hier von Kanälen spricht meint er meiner Meinung nach nicht nur Bewegtbild. Google fasst den Kanalbegriff hier weiter. Er reicht von Applikationen über Webseiten bis hin zu Videoangeboten und Livestreams. All das kann auf GoogleTV integriert stattfinden.

Dieses breite Content-Angebot ist der eine Grund weshalb die Diskussion um das Blocken von TV-Seiten leidig ist. Der andere Grund ergibt sich wiederum aus einer Analogie mit dem iPhone. Sich heutzutage darüber aufzuregen, dass Networks GoogleTV blocken ist in etwa so, wie wenn man sich 2007 aufgeregt hat, dass Skype und später dann Google Voice nicht auf dem iPhone verfügbar waren. Es ist ärgerlich aber sicherlich nicht entscheidend. Denn genauso wie man mit dem iPhone immer normal telefonieren konnte kann man momentan alle Network Inhalte auf GoogleTV abrufen. Die Inhalte sind bereits über die Kabel- oder Satellitenbox des TV-Anbieters vorhanden und GoogleTV macht den Zugriff darauf um einiges komfortabler. Die Diskussion um die Blocks verfehlt den Kern also bei weitem – hätte Google eine Streaming Box gebaut wäre sie berechtigt. Das war aber bewusst nicht das Ziel von Google. Google will die Nutzung des Fernsehgeräts revolutionieren nicht aber das Fernsehen an sich.

GoogleTV ermöglicht verschiedene Geschäftsmodelle

Aus dieser Tatsache ergibt sich auch, dass GoogleTV so gut wie jedes Businessmodell der Inhalteanbieter unterstützt.

  • GoogleTV unterstütz das traditionelle Kabel-TV Modell indem es sich nahtlos in deren Boxen integriert und sogar die User-Experience verbessert. Die Set-Top Boxen von Comcast, Time Warner Cable und Co sind nicht gerade für ihre Benutzerfreundlichkeit bekannt.
  • GoogleTV unterstützt Subscription Modelle wie Netflix oder HBO bei denen sich der Kunde gegenüber dem Diensteanbieter authentifizieren muss um Inhalte zu sehen.
  • GoogleTV bietet werbefinanzierten Angeboten mit dem eingebauten Flashsupport die volle Bandbreite an Möglichkeiten der Vermarktung ohne sich zwischen den Anbieter und Werbetreibenden zu stellen.
  • Über den kommenden Android Market aber auch über verschiedene Webseiten wie Amazon on Demand unterstütz GoogleTV zudem auch Transaktionsmodelle.

Mit dieser Bandbreite überlässt Google die Vermarktung und das Geschäftmodell vollkommen den Inhalteanbietern, die das für sie beste Modell wählen können und dieses über GoogleTV ohne große Anpassungen ermöglichen können.

Aus dieser Tatsache schließe ich, dass Googles Plan für GoogleTV nicht so sehr darin besteht die existierenden Strukturen der TV-Landschaft zu erschüttern. [Was nicht bedeutet, dass Google diesen Markt nicht adressieren will – nur eben an anderer Stelle so zum Beispiel mit dem Google TV Ads Produkt.] Ich bin viel mehr der Meinung, dass GoogleTV eine langfristige Investition ist. Google will verhindern, dass sie im TV-Markt ähnlich links überholt werden wie es ihnen im mobile Segment passiert ist. Deshalb soll dieses Thema besetzt werden, auch wenn es für den Massenmarkt im Moment unter Umständen noch etwas zu früh ist. Google setzt darauf, dass sich in den nächsten Jahren die Nutzung des Fernsehscreens grundlegend ändern wird. Die Nutzer werden zwar immer noch viel fernsehen aber den Bildschirm auch zum Surfen oder für andere (online) Aktivitäten nutzen und genau an diesen neuen Nutzungsszenarien möchte Google partizipieren.

Herausforderungen an das Ökosystem

Rishi Chandra machte in seiner Keynote deutliche welche Probleme seiner Meinung nach noch zu lösen sind bevor der Markt reif für die Massen ist.

  1. Die Programmgestaltung muss überdacht werden. In einer Welt mit unendlich vielen Programmen muss der Audience Flow sehr gekonnt gesteuert werden um die Zuschauer von einem Programm zum nächsten zu leiten. Im Moment verlassen sich alle noch auf den User, dass er selbst sein Programm auswählt, dies ist jedoch nicht wirklich mit dem TV vereinbar. Vorgefertigte Programmabläufe wollen erstellt und verbreitet werden.
  2. Neue Mechaniken um Inhalte zu entdecken. Nicht einmal Google selbst glaubt daran, dass die Suchmaske die beste Lösung zum Entdecken neuer Inhalte ist. Es bedarf neuer Logiken, die es dem Nutzer erleichtern schnell für ihn relevante Inhalte zu entdecken.
  3. Neue interaktive Werbeformate. Selbst im Web hat Google den optimalen Werbemix für Videos noch nicht gefunden. Mit Trueview nimmt YouTube nun noch einmal einen neuen Anlauf und versucht dem Nutzer mehr Kontrolle und dem Werbepartner bessere Kontakte zu ermöglichen. Auf dem TV sieht es noch düsterer aus. Dort ist neben dem 30s Spot nicht viel passiert. Jetzt eröffnen sich viele neue Möglichkeiten um Werbung interaktiv, relevanter und nützlicher zu gestalten. Diese Potentiale wollen gehoben werden.

Diese Herausforderungen möchte Google nicht allein meistern. Sie versuchen vielmehr ein Ökosystem aufzubauen in dem andere Anbieter mithelfen die Probleme zu lösen. Die Eröffnung des Android Markets auf GoogleTV Anfang 2011 ist ein erster Schritt in diese Richtung, es geht jedoch deutlich weiter. Google gibt zum Beispiel Designern und Seitenbetreibern Tipps an die Hand, wie sie ihre Seite für den TV-Screen optimieren. Google will sowohl bei Konsumenten als auch Produzenten die Webexperience auf dem TV Screens ins Bewusstsein bringen.

GoogelTV ist eine sichere Wette

Photo: Ilker Aslan

Auch wenn die ersten Reviews der GoogleTV Geräte nicht gerade berauschend waren und die Verkaufszahlen von Sony wohl auch hinter den Erwartungen zurückbleiben wird sich GoogleTV auf jeden Fall auszahlen, denn Google hat es mit dem Dienst geschafft entscheidende Impulse im Markt zu setzen. GoogleTV ist somit ähnlich wie das Nexus One zu sehen. Das Nexus One war zwar kein kommerzieller Erfolg aber das Gerät hat den Qualitätsstandard für Android Handys neu definiert. Einen ähnlich wichtigen Impuls setzt GoogleTV für Connected Devices. Selbst wenn GoogleTV ein Flop wird legt es die Latte so hoch, dass die meisten Anbieter von Connected Devices kein Gerät mehr ohne einen Browser auf den Markt bringen werden. Letztlich dürfte es Google relativ egal sein ob Opera (heut der meistverwendete Browser auf Connected Devices) oder Chrome gewinnt solange sich der Browser auf den Geräten etabliert und die Nutzer vermehrt das Web auf dem Fernseher nutzen.

[Gugel Kolumne] Erfolgsfaktoren einer deutschen TV-Plattform

Der deutsche Markt ist bereit für eine TV-Plattform, dennoch bleiben viele Herausforderungen, die gemeistert werden müssen um ein solches Angebot erfolgreich zu etablieren. Natürlich gehören dazu die rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen aber auch das Produkt muss stimmen um erfolgreich zu sein. Hier ein paar Merkmale und Hinweise, die sich aus meiner Sicht als Erfolgsfaktoren erweisen könnten.

Keine Beta – die Basics müssen perfekt sein

Obwohl im Web 2.0 mit dem konstanten Betalabel viele gute Erfahrungen gemacht wurden hat die TV-Plattform den Luxus des Herumprobierens nicht. Im Jahr 2010 gehört gutes Videoplayback zum Standard Repertoire jeder größeren Webseite. Auch viele andere technologische Herausforderungen wie die Werbeauslieferung etc. wurden mittlerweile gelöst, so dass es keine Ausrede dafür gibt technisch nicht mindestens State of the Art zu sein.

Es geht bei der ersten Version weniger darum alle Features, die es am Markt gibt, zu integrieren als viel mehr darum die absolut notwendigen Features perfekt umzusetzen. Zu diesen Kernfeatures gehören: Videoseiten, Videoplayer, Videoplayback und Werbeintegration. Alles andere kann später integriert werden und dabei sollte auch experimentiert werden.

Schnelle Weiterentwicklung

Nachdem die Plattform gestartet wurde, beginnt die eigentliche Arbeit. Dann gilt es das Angebot zu verfeinern, zu adaptieren und weiterzuentwickeln. Es funktioniert nicht wie z.B. bei MyVideo die initiale Entwicklung nach Rumänien auszulagern und sich nachdem man ein Publikum angezogen hat auf den Lorbeeren auszuruhen. Die Quittung für den technischen Stillstand erhalten MyVideo und Clipfish im Moment.

Die Nutzer erwarten eine konstante Weiterentwicklung der Plattform die man am besten durch inhouse Entwickler gewährleistet. Nicht umsonst hat Hulu die Video-Technologie nicht gemietet sondern erworben und dann konstant weiterentwickelt. Durch den Kauf der Videotechnolgie von thePlatform konnte Hulu zum einen sehr schnell eine gute Videoplattform aufbauen und zum anderen nach dem Launch eigenständig über die Weiterentwicklung entscheiden.

Fokus auf die Technologie

ProSiebenSat.1 und RTL haben es in ihrer Pressemitteilung angedeutet, dass sich ihr Joint Venture auf die Technologie fokussieren soll. Genau diesen Fokus muss eine solche Plattform auch haben. Es geht zuerst darum das Ausspiel von TV-Inhalten im Internet gebündelt an einem Ort und für ein großes Publikum sicherzustellen. Vermarktung, Contentakquise und weitere inhaltliche Aspekte sollten erst angegangen werden wenn die technologische Basis stimmt. Der Fokus auf die Technologie heißt auch, dass sich eine TV-Plattform nicht einfach nur eine Whitelabel Lösung von Brightcove, Ooyala und Co. mieten kann. Genau diese Anbieter sind die Konkurrenz und müssen durch die eigene Lösung übertroffen werden.

Ein Problem der TV-Sender lösen

Dass eine TV-Plattform ein Problem der deutschen Internetnutzer löst zeigen die Zahlen im letzten Post. Allein die Zuschauer sind nicht genug, die Plattform muss auch für die Content-Produzenten und -Inhaber attraktiv sein und für diese ein Problem lösen. Dazu sollte die Plattform den TV-Sendern eine umfassende Lösung für Bewegtbild im Internet anbieten. Idealerweise werden Inhalte einmal in die TV-Plattform geladen und anschließend muss sich der Sender keine Gedanken mehr zu Traffickosten, Streaming, Syndikation etc. machen. All diese Probleme werden für ihn gelöst.

Letzten Endes sind TV-Sender keine Technologie-Unternehmen, ihre Kernkompetenzen liegen in anderen Feldern. Deshalb wäre eine Arbeitsteilung hier sehr sinnvoll. Neben der Fokussierung auf die Technologie kann eine TV-Plattform enorme Netzwerkeffekte erzielen. So muss nicht mehr jeder Sender selbst eine Streaminglösung entwickeln. Auch beim Traffic-Einkauf lassen sich Netzwerkeffekte erzielen indem die Plattform den Traffic der einzelnen Sender bündelt. Gleiches gilt natürlich auch beim Hosting und der Technologie.

Netflix mit Streamingkosten von unter einem Cent pro ausgeliefertem Film hat die Messlatte definiert, von diesen Preisen können die deutschen Anbieter im Moment nur träumen. Mit einer einheitliche TV-Plattform könnten die Sender hingegen in einen ähnlichen Bereich vorstoßen.

Syndikation: Partner, Partner, Partner

Natürlich sollte das Zeil einer TV-Plattform sein möglichst viele Besucher auf die eigene Seite zu leiten. Doch das sollte nicht alles sein. Über geschickte Syndikation lassen sich deutlich mehr Zuschauer erreichen und vor allem günstig und einfach neue Besucher gewinnen. Deshalb ist es wichtig eine ausgefeilte Partnerstrategie umzusetzen, die sowohl der Plattform als auch den Partnern zuträglich ist.

Idealerweise setzen alle beteiligten TV-Sender auf ihren eigenen Webseiten ebenfalls die Technologie der TV-Plattform ein. Die Player und die Experience kann dazu natürlich voll an die Bedürfnisse der jeweiligen Sender angepasst werden. Die Technologie sollte jedoch in allen Fällen von der TV-Plattform bereitgestellt werden, die auch den Mastersatz an Metadaten, Business-Rules etc. verwalten sollte.

Neben diesen Partnerschaften sollten auch Reichweitenpartnerschaften forciert werden. Hulu hat dies eindrucksvoll mit Partnern wie Fancast, AOL, MSN, MySpace und Yahoo! demonstriert. Durch einen Revenue-Share (20%) mit diesen Reichweitenpartnern konnte Hulu vor allem in der Anfangszeit deutlich mehr User erreichen als dies über die eigene Seite möglich gewesen wäre. In Deutschland bieten sich als Reichweitenpartner vor allem Portale (Web.de, GMX.de, AOL, MSN, T-Online) und große Nachrichtenseiten (SPON, BILD) an.

Schnelle und unabhängige Entscheidungen treffen

Um eine TV-Plattform umzusetzen bedarf es erstens des Commitments der Contentpartner und zweitens die Fähigkeit unabhängig und schnell Entscheidungen zu treffen. Die Kunst ist dabei das Commitment zu bekommen ohne dabei Handlungsunfähig zu werden. Mit jedem weiteren Partner potenziert sich die Komplexität, so dass am Ende nicht mehr viel von einem eigenständigen Service übrig bleibt, wenn die TV-Plattform anfängt Handlungsspielraum aufzugeben.

Die TV-Plattform muss in der Lage sein schnelle und unabhängige Entscheidungen zu treffen. Nur so kann sie auf die vielfältigen technologischen Neuerungen adäquat reagieren und zum Beispiel zeitnah einen Dienst für das iPad entwickeln oder eine Adaption für GoogleTV.

Userexperience

Betrachtet man die Userexperience auf ProSieben.de wird einem schnell klar, dass dort der Umsatz maximiert werden soll und nicht das Nutzererlebnis.

Die TV-Plattform sollte vor allem in den ersten Jahren alles daran setzen genau dies nicht zu tun sondern zuerst die Userexperience zu optimieren und in einem zweiten Schritt im Einklang mit den Nutzern die Umsätze. Es gibt viele Ansätze wie man die Pre-Roll Schlacht von ProSieben.de vermeiden kann. Hulu hat einige davon vorgemacht. 1) Die Nutzer wählen den Werbespot aus, den sie sehen möchten. 2) Die Nutzer können bestimmen wann sie Werbung sehen wollen (am Anfang oder während der Episode). 3) Nutzer beantworten demographische Fragen statt Werbung zu sehen. 4) Die Nutzer werden mit einem angemessenen Maß an Werbung konfrontiert etc.

Neben der Werbung gilt es vor allem das Videoabspiel zu optimieren. Ruckler und lange Ladezeiten sind nicht akzeptabel. Auch sollte darauf geachtet werden die Videostreams in einer guten Qualität (min. 480p) bereitzustellen. Auch der Jugendschutz sollte gründlich Überdacht werden. Die Praxis der Öffentlich Rechtlichen Inhalte über 16 Jahre nur zwischen 22 und 6 Uhr Morgens verfügbar zu machen ist antiquiert („Diese Sendung ist für Jugendliche unter 16 Jahren nicht geeignet. Der Clip ist deshalb nur von 22 bis 6 Uhr verfügbar.“). In einer on-demand Welt kann man dieses Problem deutlich eleganter lösen statt einfach das TV-Modell auf das Netz zu übertragen.

Passt die Videoexperience kann sich die Plattform daran machen die Inhalte sinnvoll miteinander zu verknüpfen. Dabei gilt es die Nutzer ähnlich wie im TV Programm zu anderen Inhalten zu führen und sie möglichst lange auf der Seite zu halten und zu weiterem Konsum anzuregen. Der Audience Flow spielt dabei auch im Web eine entscheidende Rolle.

Fazit

Im Spannungsfeld von Werbekunden, Senderinteressen und Content-Inhaber sollte sich die TV-Plattform konsequent auf die Seite der Nutzer schlagen. Letzten Endes sind es die Nutzer, die über den Erfolg und Misserfolg entscheiden weshalb alles daran gesetzt werden sollten den Nutzerinteressen Rechnung zu tragen.

Wohin es führt, wenn die Plattform zusehr auf die jeweiligen Interessen der anderen Stakeholder eingeht sieht man ebenfalls an Hulu. Da wird der Zugang zu Hulu als Druckmittel in Senderverhandlungen eingesetzt und der Zugang zur Seite auf neuen Plattformen wie Boxee und GoogleTV verhindert. Diese Politik werden die Nutzer nicht lange mitmachen. Es gilt stets im Kopf zu behalten, dass die eigentliche Konkurrenz nicht andere legale Angebote sind sondern Dienste wie Sidereel, Kino.to und Megavideo, die allesamt nicht diese Einschränkungen haben.

Für eine deutsche TV-Plattform gilt es des Weiteren im nächsten Jahr auf den Markt zu kommen ansonsten könnte sich das Fenster für eine deutsche Lösung sehr schnell schließen. Netflix hat gerade bekannt gegeben, dass sie bis zu $50 Millionen im nächsten Jahr in die internationale Expansion investieren wollen. Welcher Markt läge da näher als der zweitgrößte Fernsehmarkt der Welt?

[Gugel Kolumne] Rahmenbedingungen einer deutschen TV-Plattform

Im Juli hatte Martin auf Netzwertig das sehnsuchtsvolle Warten auf ein europäisches Hulu thematisiert. So langsam zeichnet es sich ab, dass das Warten bald ein Ende haben könnte. Im August gaben ProSiebenSat.1 und RTL bekannt, dass sie eine zentrale TV-Plattform planen. Die Plattform soll allen Sendern offen und durch ein neues Joint Venture der beiden Konzerne betrieben werden. Dabei konzentriert sich das Projekt auf den technischen Betrieb der Plattform. Die Redaktion und Vermarktung der Inhalte verbleibt bei den Sendern. Ob die Pläne umgesetzt werden hängt hauptsächlich von der Generaldirektion Wettbewerb der Europäischen Kommission ab, die den Zusammenschluss gerade prüft (Experten vermuten eine Zustimmung).

Neben den Bemühungen der privaten Sender wurden nun auch Pläne des ZDFs bekannt, das ebenfalls eine TV-Plattform anstrebt und dazu mit der Allianz Deutscher Produzenten kooperieren möchte. Angesichts diese Anstrengungen bietet es sich an die Verhältnisse auf dem deutschen Videomarkt näher zu betrachten. Vor allem stellt sich für mich die Frage, ob es sinnvoll ist, dass sich das ZDF und die Privaten getrennt darum bemühen vergleichbare Plattformen aufzubauen.

Marktumfeld und Konkurrenz

Die deutschen Internetuser lieben Videos. Ich kenne kein anderes Land in dem so lange Videos im Netz gesehen werden. 42,7 Millionen (+24% YoY) Internetnutzer konsumieren laut Comscore über 9 Milliarden Videos im Netz (Stand Juli 2010). Das besondere an der Situation in Deutschland ist, dass die Nutzungsdauer extrem hoch ist. Durchschnittlich werden pro Monat 1106 Minuten Video gesehen was 36 Minuten pro Tag entspricht. Zum Vergleich dieser Wert lag in den USA im August bei 860 Minuten.
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Betrachtet man die Anbieter auf dem deutschen Markt genauer, dann sind es vor allem YouTube und Megavideo, die einem deutschen Hulu Konkurrenz machen. YouTube konnte in den letzten Jahren seine Position in Deutschland kontinuierlich ausbauen und ist mit über 50% Marktanteil klarer Marktführer sowohl bei den Videoabrufen als auch bei den Zuschauern. Gegen diese Dominanz gilt es sich zu positionieren.

Neben dezidierten Videoseiten bestehen die Top 10 in Deutschland hauptsächlich aus Portalen (MSN, Yahoo!), Nachrichtenseiten (BILD, T-Online) und Facebook. Facebook weist auch in Deutschland ein rasantes Wachstum im Videobereich auf, allerdings bleibt abzuwarten, wie dieses Asset weiter entwickelt wird. Im Moment handelt es sich bei den Videos auf Facebook noch hauptsächlich um Urlaubsaufnahmen und Schnappschüsse.

Bereinigt man die Entwicklung um YouTube wird schnell klar, warum eine deutsche TV Plattform dringend notwendig ist.

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Die TV Sender schaffen es nicht mehr mit ihren Videoportalen (Clipfish und MyVideo) und Webseiten zu wachsen und das obwohl der Gesamtmarkt um 24% gewachsen ist. Diesen Missstand gilt es schnellst möglich abzustellen. Der Platz zwischen Megavideo und YouTube dürfte in den kommenden Monaten nur noch unangenehmer für die existierenden Angebote der Sender werden, da sie mit ihren Produkten gegen keines der beiden Angebote wirklich konkurrenzfähig sind. Megavideo hat alle TV-Inhalte und YouTube alle Videos, das Angebot der Sender ist ein Mix, der sie im Niemandsland zwischen den beiden Extremen platziert. Die größte Chance Zuschauer zu binden und zu gewinnen hat deshalb in der Tat eine neue TV-Plattform, die nicht den existierenden Senderzwängen unterliegt und sich klar als solche platziert.

Nutzerakzeptanz

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Die Nachfrage nach TV-Inhalte im Netz ist groß. Megavideo und Kino.to sind dafür gute Indikatoren. Da Megavideo über keine Längenbeschränkung der Videos verfügt und zudem auch keine so rigorosen Contentfilter wie YouTube einsetzt, finden sich auf der Seite die meisten TV-Serien direkt zum Ansehen im Browser. Die Nutzungszahlen von Megavideo zeigen dementsprechend deutlich, dass User bereit sind für TV-Inhalte im Netz:

  • Auf Megavideo wurden im Juli 232 Millionen Videos abgerufen. Das sind mehr als auf den ProSiebenSat.1- (109m) und den RTL-Seiten zusammen (56m).
  • Die durchschnittliche Sehdauer pro Video lag bei Megavideo bei 19 Minuten, was ein klares Indiz für Fernsehinhalte ist. Eine Simpsons Folge dauert ohne Werbung zum Beispiel genau 20 Minuten.
  • Megavideo hatte mit 776 Minuten pro Zuschauer im Juli zudem die längste Nutzungsdauer pro User aller Videoangebote.

Da TV-Inhalte oftmals bei One-Click Hostern hochgeladen werden, die keinen Index der Inhalte bereitstellen, erfreuen sich Katalogseiten wie Kino.to und SideReel großer Beliebtheit. Gerade wenn man Sidereel und Kino.to vergleicht fällt auf, wie sehr eine deutsche TV-Plattform fehlt.

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Kino.to und Sidereel bieten beide umfangreiche Linkliste zu TV-Serien und Filmen bei verschiedensten One-Click-Hostern. Während Sidreel das englischsprachige Internet bedient, richtet sich Kino.to an das deutschsprachige Internet. Vergleicht man jedoch den weltweiten Traffic der beiden Seiten zeigt sich, dass Kino.to deutlich mehr Traffic hat, was angesichts der Sprachverteilung sehr überraschend ist. Meine Vermutung ist, dass Kino.to von der fehlenden deutschen Konkurrenz profitiert während sich Sidereel gegenüber Hulu und Netflix behaupten muss. Darin liegt meiner Meinung nach das enormes Potential für eine deutsche TV-Plattform. Sie könnte sowohl Megavideo als auch Kino.to einen Großteil der deutschen Nutzer abwerben.

Zeitpunkt

Wann wenn nicht jetzt? Nachdem klar ist, dass MyVideo und Clipfish nicht mit YouTube mithalten können und die Senderwebseiten stagnieren müssen sich die TV-Sender etwas einfallen lassen, wenn sie im Internet nicht abgehängt werden wollen. YouTube mach keine Anstalten langsamer zu wachsen und die Konkurrenz durch Megavideo und Facebook wird nur noch stärker werden. Es wird nicht mehr lange dauern und diese beiden werden die TV-Sender auch bei den Unique Viewern überholen. Außerdem versuchen Vevo, Axel Springer und die großen deutschen Portale (MSN, Yahoo!, T-Online, Web.de) ein Stück vom Videokuchen abzubekommen.

Neben der existierenden Konkurrenz besteht zudem noch die Gefahr, dass Hulu und/oder Netflix ihre Dienste nach Deutschland bringen. Netflix hat gerade erst nach Kanada expandiert und wird sich sicher nicht den zweitgrößten Fernsehmarkt der Welt entgehen lassen. Somit wäre etwas Vorsprung vor der großen US-Konkurrenz durchaus wünschenswert. Jeder Monat der ohne eine deutsche TV-Plattform vergeht lässt die Chancen für den Erfolg eines deutschen Angebots schwinden und spielt den US-Unternehmen Google, Netflix und Hulu in die Finger.

Fazit

Die Nachfrage und die Bereitschaft der User für eine deutsche TV-Plattform sind definitiv vorhanden, was fehlt ist das richtige Angebot. Momentan ist es noch zu früh um zu entschieden ob die Projekte von Erfolg gekrönt sind. Als vor etwas mehr als drei Jahren bekannt wurde, dass News Corp und NBC Universal an Hulu arbeiten wurde das Joint Venture noch vor dem Start zur Totgeburt erklärt. Namen wie „Clown Co“ grassierten damals für das Projekt. Das zeigt, dass ein solches Unterfangen definitiv kein Selbstläufer ist, denn trotz des gut bestellten Bodens gibt es mehr als genug Fallstricke. Marktfragmentierung ist sicherlich einer davon. Die getrennten Initiativen vom ZDF und P7S1&RTL sind für mich deshalb das falsche Signal und lassen Zweifel an beiden Unterfangen aufkommen.

Wie man weitere Fallstricke vermeiden kann werde ich im nächsten Beitrag besprechen.

[Gugel Kolumne] Vertikale Integration im Videobereich

Bewegtbild wird in den nächsten Jahren der Treiber hinter dem Trafficwachstum im Internet sein. Immer hochwertigere Videos (YouTube kann bereits 4K) und längere Videos (Hulu, Netflix, Mediatheken) tragen dazu bei, dass die benötigte Bandbreite explodieren wird. Laut Cisco versechsfacht sich der Video-Traffic in den nächsten fünf Jahren.

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Diese Entwicklung führt dazu, dass sich das Videoökosystem einem großen Wandel unterziehen wird. Insbesondere der Integrationsdruck wächst auf alle Beteiligten durch die starke Abhängigkeit von Traffic- und Videowachstum. Aus dieser Abhängigkeit ergeben sich vertikale Integrationsbestrebungen, die sich auf drei Ebenen abspielen:

  1. Content- und Service-Anbieter integrieren Infrastruktur und Distribution.
  2. Content Delivery Networks (CDN) und Infrastrukturanbieter integrieren Online Video Plattformen.
  3. Online Video Plattformen integrieren Tracking, AdServing und Application Frameworks.

Content- und Service-Anbieter

Google hat es geschafft über den Einsatz von Dark Fibers und eigene Rechenzentren YouTubes Traffickosten nahezu auf Null zu senken. Google verlässt sich fast zu 100% auf eigene Infrastruktur und betreibt mit die meisten Server weltweit. Andere Content und Service Anbieter folgen Googles Beispiel:

Ich gehe davon aus, dass noch weitere Anbieter wie Netflix und Hulu über kurz oder lang versuchen werden die Infrastruktur stärker zu integrieren. Letztlich sind Traffic und Hosting die größten Einzelpositionen bei den Distributionskosten von Bewegtbildinhalten im Netz und wer an dieser Stelle einen Kostenvorteil hat kann mehr für den Content bezahlen als die Konkurrenz.

Content Delivery Networks und Infrastrukturanbieter

Letzte Woche hat Cisco Extend Media für $80 Millionen gekauft. Extend Media ist einer von zwei Anbietern, die TV Sendern und Content Anbietern eine Plattform zum Management ihrer Assets und Videoaktivitäten anbietet. Wenn Cisco Extends Technologie integriert wird sich das Angebot von Cisco deutlich in Richtung Logik verschieben. Ein Schritt der bereits im Juni angekündigt wurde als bekannt wurde, dass Cisco Netzwerke so aufwerten will, dass Videos immer automatisch im richtigen Format an den Kunden ausliefert werden und somit für Produzenten und Contentanbieter kein Mehraufwand mehr für die Konvertierung von Videos anfällt. Während Cisco nicht direkt von Integrationsbemühungen der Content- und Service-Anbieter betroffen ist, haben die Content Delivery Networks deutlichen Handlungsbedarf.

Der Konkurrenzdruck bei den Content Delivery Networks steigt seit Jahren und verschärft sich durch die Bestrebungen der großen Internetunternehmen. Hinzu kommt dass sich durch CDN Angebote von Amazon, Google und Microsoft der Preisdruck zusätzlich erhöht, was auf die Margen schlägt. Es bietet sich also an die nächste Stufe zu integrieren um so weiter ein Preispremium verlangen zu können.

  • Limelight war in letzter Zeit am aktivsten, was Akquisitionen im Videobereich anbelangt. Zuerst wurde Kiptronic für $12 Millionen gekauft. Kiptronic konnte Werbung dynamisch in Downloadvideos einfügen und die Videos für verschiedene Mobilgeräte aufbereiten und tracken. Nach Kiptronic wurde Eyewonder für $110 Millionen gekauft. Eyewonder bietet eine Richmedia- und Video-AdServing Lösung, die interaktive Werbeformate ermöglicht. Schließlich wurde letzten Monat Delve Networks für um die $10 Millionen gekauft. Delve Networks bietet eine mit Brightcove vergleichbare Online Videoplattform als Software as a Service an. Integriert Limelight diese Zukäufe geschickt haben sie ein breites Videoangebot, das Mobile, Werbung und Online abdeckt und als zusätzlicher Service zum klassischen CDN Geschäft vermarktet werden kann.
  • Level3 hat die Akquisitionen im Videobereich bereits vor einigen Jahren getätigt. 2006 wurde Savvis‘ CDN Bereich gekauft, dadurch wurde viel Video und Rich-Media Know-How erworben. In 2007 kam dann noch Servecast hinzu, die sich auf Videostreaming und Videomanagement spezialisiert hatten.
  • Akamai hat kaum im Videobereich zugekauft, weil sie das meiste Know-How bereits Inhouse hatten. Einzig Red Swoosh wurde 2007 gekauft. Red Swoosh war Anbieter einer P2P Technologie, die das Übertragen von großen Mediendateien im Internet auf die Clients verteilen konnte. Abgesehen von dieser Akquisition hat Akamai die Logik selbst entwickelt oder versucht sich über Kooperationen mit Adobe, thePlatform und seit neustem Brightcove zu positionieren.

Die CDNs versuchen sich im Videobereich zu diversifizieren um durch eine stärkere vertikale Integration die weg brechenden Margen im Kerngeschäft durch das Geschäft mit Videoplattformen, Mobile und AdServing zu kompensieren.

Online Video Plattformen

Während es sich bei den Content- und Service-Anbietern sowie bei den CDNs um etablierte Unternehmen handelt sind die Online Videoplattform Anbieter noch relativ jung und nicht so gut mit Kapital ausgestattet als dass sie groß auf Einkaufstour gehen könnten. Deshalb finden die Integrationsbestrebungen in diesem Bereich entweder über Kooperationen oder über Eigenentwicklungen statt.

Für Videoplattformen gibt es drei Felder, die sie zusätzlich besetzen können: 1) Tracking und Statistiken 2) Werbeauslieferung und 3) Applikationen für Smartphones und Connected Devices.

Tracking und Statistiken

Ooyala hat das Videotracking von Anfang an als eines seiner Kernfeatures vorangetrieben, demgegenüber hat Brightcove erst relativ spät detaillierte Statistiken angeboten und versucht durch eine Kooperation mit Visible Measures zu punkten.

Werbeauslieferung

Eigentlich wollten die Videoplattformen Werbeauslieferung gar nicht anbieten, denn dafür gibt es mehr als genug spezialisierte Anbieter. Doch mit der zunehmenden Popularität von HTML5 Video werden die Karten neu gemischt. Für HTML5 Videowerbung hat kein Anbieter die passende Lösung bereits fertig und alle müssen neu damit beginnen. Diese Chance ließen sie sich natürlich nicht entgehen. Mittlerweile bieten Ooyala, thePlatform und Brightcove nicht mehr nur HTML5 Videoplayer an sondern auch HTML5 Videowerbelösungen.

Application Frameworks

Nachdem die Werbung integriert ist bietet sich noch ein weiteres Expansionsfeld an: Applikationen für Mobile Geräte und Connected Devices. Video wird nicht mehr nur am heimischen PC oder Laptop konsumiert und immer mehr Content Anbieter entwickeln Applikationen um ihre Inhalte auch auf Fernsehern, Spielekonsolen oder Smartphones verfügbar zu machen. Dieses Problem können Online Video Plattformen mit entsprechenden Frameworks und weiteren Hilfestellungen für ihre Kunden lösen. Kyte.TV hat bereits eine sehr breites Angebot an Frameworks für diese Zwecke und weitere Anbieter werden diesem Beispiel folgen.

Vertikale Integration

Die Beispiele zeigen wie viel im Videobereich in Bewegung ist. Die Konzentrationsbemühungen auf verschiedenen Ebenen haben Auswirkungen auf alle anderen Bereiche des Ökosystems. Insgesamt werden es wohl weniger Anbieter, die jedoch einen breiteren Umfang an Dienstleistungen anbieten. Das wiederum wird für den Kunden dazu führen, dass er mehr Inhalte in einer besseren Qualität zu einem günstigeren Preis erhält. Insgesamt wird sich das Bewegtbilderlebnis deutlich angleichen. Wir werden weniger schlechte Streams und Videoimplementationen sehen. Wenn sich die Tools und Services weiter in diesem Tempo verbessern, stehen sie bald allen zu Verfügung und es gibt keine Entschuldigung mehr für eine schlechte Videointegration.

[Gugel Kolumne] Die nächste Generation des PayTVs

Während die Verlage sich mit mäßigem Erfolg darum bemühen ihre Kunden zum Bezahlen zu animieren gibt es zunehmend Angebote, die mit Erfolg den Zugang zu Film- und TV-Inhalten gegen eine monatliche Gebühr anbieten. Wir erleben gerade die Geburtsstunde des PayTVs im Internet und anders als für Nachrichten sind die Nutzer bereit für Bewegtbildinhalte in die Tasche zu greifen – wenn das Angebot stimmt.

Vor kurzem hat Hulu seinen lang erwarteten Bezahlservice Hulu Plus gelauncht. Interessanterweise ist Hulu Plus keine werbefreie Version von Hulu sondern bietet einerseits Zugriff auf Katalogware (ganze Seasons alter TV Serien) und andererseits die Möglichkeit Hulu Inhalte auf alternativen Geräten zu konsumieren. Zum Start ist Hulu Plus für das iPad, das iPhone und Samsung-Geräte verfügbar. Das Interessante an diesem Angebot ist, dass Hulu annimmt den Nutzern sei der einfache Zugriff auf Katalogtitel über alternative Geräten knapp $10 im Monat wert. Sollte sich diese Annahme bestätigen ergeben sich viele neue Modelle, die auf einem ähnlichen Konzept beruhen könnten.

Deutsche Bemühungen

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Neben Hulu versuchen auch deutsche Anbieter für den Zugriff auf TV- und Filminhalte auf alternativen Geräten Geld zu verlangen. Sky hat eine iPad Applikation entwickelt, die Zugriff auf Live Streams und Statistiken von Sportevents bietet. Zwar ist diese Applikation im Moment für Sky Abonnenten kostenlos aber der Test läuft bald aus und es ist zu erwarten, dass sie dann Geld kosten wird (In UK können nicht Sky Abonnenten die Applikation für £35/Monat nutzen).

Auch RTL versucht sich darin über Applikationen seine Live-Streams zu Geld zu machen. Seit neustem können iPhone Kunden Teile des live Programms über eine iPhone Applikation empfangen. Dafür hätte RTL gerne – nach 30 Tagen kostenlosem Test – €1,59 im Monat. Wer nicht jeden Sender Einzel bezahlen möchte kann gleich zu Zattoo greifen. Dort erhält man für €2 im Monat Zugang zu live Streams der etablierten TV Sender und kann über den Browser auf die Programme zugreifen.

Leider ist die Value Proposition dieser Services ist deutlich schlechter als die von Hulu Plus, denn sie bieten weder mehr Inhalt noch weniger Werbung noch Zugang über mehrere Geräte. Die Applikationen erlauben lediglich den Zugriff auf die gleichen Inhalte an einem anderen Gerät. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser schwache Mehrwert den Kunden eine monatliche Gebühr entlocken wird.

Poster Child: Netflix

Es geht auch anders. Wie man ein erfolgreiches Streaming Angebot aufzieht für das die Kunden bereit sind zu bezahlen macht seit Jahren Netflix vor. Verfolgt der ehemalige DVD-Mailing Dienst seine Streaming-Strategie weiterhin so konsequent wie bisher wird er in Kürze der größte „PayTV“ Anbieter der Welt werden und das ohne einen einzigen linearen TV Kanal. Alleine in den letzten drei Monaten hat Netflix über 1 Million neue Abonnenten gewonnen (PDF) und verzeichnet nun 15 Millionen zahlende Abonnenten. Zum Vergleich der größte Kabelnetzbetreiber in den USA, Comcast, hat 23,5 Millionen PayTV Abonnenten. Platziert man Netflix in das Ranking der Multichannel Video Programming Distributors (MVPD) steht der Dienst an Position #3 nach Comcast (23,5 Mio) und DirectTV (18,6 Mio) und vor Dish Network (14,3 Mio) und Time Warner Cable (12,8 Mio). Doch anders als die klassischen MVPDs wächst Netflix in atemberaubendem Tempo. Den Analysten wurden bis Ende des Jahres 18 Millionen Abonnenten versprochen (PDF), das bedeutet erneut eine Wachstumsrate von über 30% im Jahr – Werte von denen die klassischen MVPDs nur träumen können.

Netflix hat natürlich einen gänzlich anderen Hintergrund als die MVPDs. Eigentlich verschickte Netflix für eine monatliche Gebühr von $8,99 DVDs per Post an seine Kunden, die diese nach dem Anschauen wieder zurück schickten um die nächste DVD zu erhalten. Dies war der Regelfall bis die Firma vor drei Jahren mit Watch Instantly begann. Seitdem können Kunden Titel bei denen die Rechte geklärt sind direkt streamen statt sie sich per Post schicken zu lassen. In den letzten Jahren hat Netflix das streaming Angebot konsequent weiterentwickelt und mittlerweile ist Watch Instantly der wichtigste Treiber hinter dem Kundenwachstum.

Was macht Netflix so besonders?

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Watch Instantly ist ein kostenloses Zusatzfeature
Von Beginn an hat Netflix von seinen Kunden keine weiteren Gebühren für Watch Instantly verlangt sondern den Service kostenlos als Ergänzung zum existierenden Angebot bereitgestellt. Anders als z.B. RTL, das Gebühren verlangt um die Entwicklungs- und Distributionskosten wieder hereinzuholen, spart Netflix mit jedem über Watch-Instantly abgespielten Film Geld. Ein Roundtrip per Post kostet Netflix $0,90 während die Auslieferung eines Videos lediglich mit einem halben Cent zu Buche schlägt. Es ist also im ureigensten Interesse von Netflix möglichst viele Kunden möglichst schnell vom Streaming zu überzeugen.

Keine Werbung und premium Qualität
Obwohl Hulu betont die Akzeptanz bei einem bezahldienst Werbung zu sehen sei vorhanden, schmälert die Werbung doch die Attraktivität des Dienstes enorm. Netflix hingegen liefert großes Kino über das Internet ohne Werbung oder Ablenkung direkt nach Hause. Dank der Erfahrungen der letzten Jahre kann Netflix zudem mit die beste Videoqualität im Netz ausliefern.

Reiche Content-Auswahl
Netflix hat wohl eine der umfangreichsten Streamingbibliotheken der Welt. Reed Hastings war sogar bereit einen Teil des klassischen Verleihmarkts an Redbox abzugeben (aktuelle Titel) um Zugang zu mehr streaming Inhalten zu erhalten. Die seiner Zeit scharf kritisierte Entscheidung eine 28 Tage Sperre auf neue DVDs zu akzeptieren um den Studios mehr DVD Käufe zu bescheren erweist sich jetzt als weitsichtig. Denn als Ausgleich für dieses Entgegenkommen erhielt Netflix mehr Streamingrechte und exklusiven Zugriff auf TV-Inhalte wie z.B. Nip/Tuck, die Hulu somit verwehrt bleiben. Zudem hat Netflix angekündigt in Zukunft mehr in TV-Inhalte zu investieren und mehr Wert auf Exklusivität zu legen. Mit den 15 Millionen Abonnenten im Hintergrund hat Netflix finanziellen Spielraum um Inhalte (exklusiv) einzukaufen.

Technische Reichweite
Netflix hat als einer der ersten Anbieter konsequent einen Multi-Plattform-Ansatz verfolgt um so die Lücke zwischen dem Fernseher und dem Internet zu schließen. Netflix unterstützt alle drei großen Spielekonsolen, die meisten Internet Fernseher, iPads, Blu-Ray-Player und Internet-Boxen wie Roku. Mit diesen Plattformen ist Watch Instantly auf über 50 Millionen Geräten in den USA verfügbar und bis Ende des Jahres sollen es 100 Millionen Geräte sein. Diese Verbreitung ist eine hohe Eintrittshürde für andere Markteilnehmer. Hulu Plus ist zum Vergleich mit Unterstützung für Samsungs Blu-Ray-Player und iPads/iPhones gestartet. Mit seinem Multi-Plattform-Ansatz hat es Netflix zudem geschafft die klassischen Gatekeeper zum heimischen TV zu umgehen. Mit 50-100 Millionen Geräten adressiert Netflix einen deutlich größeren Markt als die normalen MVPDs, die meist regionalen Beschränkungen (DirectTV ist die Ausnahme) unterliegen und den Anschluss zusammen mit dem Content verkaufen müssen.

Recommendation Engine
Netflix besitzt wohl die ausgefeilteste Film Recommendation Engine weltweit. Allein die Verbesserung des Algorithmus um 10% hat in einem weltweiten Wettbewerb 3 Jahre gebraucht und den Gewinnern $1 Mio eingebracht. Im Empfehlungsalgorithmus steckt enorm viel Arbeit, Zeit und Geld und genau dies zahlt sich jetzt auch für den streaming Dienst aus. Müssen sich die Nutzer bei anderen Diensten wie Hulu mühsam ihre Inhalte zusammensuchen kann Netflix durch intelligente Vorschläge den Prozess optimieren und so dem Nutzer ein befriedigenderes Erlebnis verschaffen. Netflix ersetzt somit die lineare Programmierung eines TV-Kanals durch die Recommendation Engine, die den User mit den passenden Inhalten füttert.

Next Generation PayTV

Auch wenn sich Netflix wohl nie als PayTV Anbieter sehen wird, zeigt der Service doch wie das Angebot der nächsten Generation von PayTV-Playern aussehen könnte: Werbefreier Zugang zu einer breiten Auswahl an on demand Bewegtbildinhalten in hoher Qualität und das auf allen Geräten für eine moderate monatliche Gebühr.

Dieser Markt ist extrem attraktiv deshalb wird Netflix nicht mehr lange alleine seine Kreise ziehen. Mit Hulu Plus und TV Everywhere sind zwei Konkurrenten bereits gestartet und es ist anzunehmen dass Apple, Sony, Google und Amazon in Kürze auch entsprechende Angebote launchen werden.

[Gugel Kolumne] Videotechnologien im Kontext

Videos im Netz sind zum Standard geworden. Doch während es etwas stiller um die Videoseiten wird ergeben sich immer neue Einsatzmöglichkeiten und Herausforderungen im Videobereich. Video wird immer mehr zu einer Basis-Technologie auf die andere Dienste und Angebote aufsetzen. Daraus ergeben sich Geschäftsfelder, die in den letzten Monaten für viel Furore gesorgt haben. Allen voran die Videokommunikation, die durch Apple einen deutlichen Push bekommen hat, außerdem haben auch andere Felder wie das Screensharing, die Videotranscodierung oder die Videomanipulation neue Impulse bekommen.

Videokommunikation

Videocalls

Mit dem bevorstehenden Wechsel auf 4G Technologien im Mobilfunk stellt sich natürlich die Frage nach dem Killerfeature. Nachdem sich das Mobile Internet als 3G Treiber erwiesen hat müssen bandbreitenintensivere Dienste für den Abverkauf bei 4G sorgen. Diese Überlegungen hat sich auch Sprint gemacht, die ihre WiMax Initiative mit dem HTC EVO 4G vorantreiben. Dabei bietet das Gerät zwei wichtige Komponenten, die Video ins Zentrum rücken: Erstens eine Frontkamera zur Videokommunikation über Qik und zweitens einen HDMI Ausgang, der es erlaubt das Gerät direkt an den Fernseher anzuschließen. Diese Features erlauben es mit dem Handy Videocalls zu tätigen und seinen Fernseher bequem und einfach mit Medien zu bespielen indem man das Handy als Set-Top-Box-Ersatz nutzt.

Auch Apple geht mit dem neuen iPhone 4 in diese Richtung. Die Frontkamera ist der zentrale Unterschied zum iPhone 3 und mit Facetime will Apple der Videokommunikation (endlich) zum Durchbruch verhelfen. Dieses Anliegen hat auch Skype. Mit seiner neuen Plattformstrategie will Skype nicht mehr nur auf dem PC präsent sein sondern versucht direkt auf Consumer Electronic Geräten vorinstalliert zu werden. Dazu wird natürlich auf dem Fernseher die HD-Videochat Funktionalität in den Vordergrund gerückt.

All diesen Entwicklungen liegt eine robuste Videotechnologie zugrunde. Ohne die Fortschritte der letzten Jahre wäre keiner dieser Anwendungsfälle denkbar. Jede dieser Anwendungen benötigt eine schnelle und vor allem hochwertige Videocodierung. Zudem muss der Austausch der Videoinformationen quasi in Echtzeit erfolgen, Latenzzeiten sind vor allem bei Videokommunikation nicht akzeptabel, so dass die Video-Daten nicht nur schnell (de-)codiert werden müssen sondern auch noch schnell übertragen.

Screensharing

onlive

Screensharing wäre eigentlich streng genommen ein Unterpunkt der Videokommunikation. Angesichts der Möglichkeiten bietet es sich jedoch an noch einmal tiefer darauf einzugehen. Screensharing erlaubt es den Bildschirminhalt als Videostream an einen anderen Rechner zu übertragen. Die einfachste Form davon ist das klassische Screensharing, wie es zum Beispiel in Skype auch iChat implementiert ist. Mit Hilfe dieser Tools kann man seinen Bildschirm an einen anderen Nutzer übertragen. Doch das ist erst der Anfang.

Richtig Interessant wird es, wenn man Screensharing mit Services in der Cloud kombiniert. Das beste Beispiel dafür ist OnLive. Onlive erlaubt es auf so gut wie jeder Hardware extrem rechenintensive Spiele zu spielen indem der lokale Rechner lediglich den Input weiterreicht und den Videofeed des Servers darstellt. Natürlich ist der Service damit nicht an den Rechner gebunden sondern kann auf so gut wie jeder Plattform, die in der Lage ist Signale zu senden und Videos zu encodieren, genutzt werden. Crysis auf dem iPhone wird so ebenso Realität wie das gleiche Spiel auf dem Fernseher ohne Konsole lediglich mit einer kleinen günstigen Videobox.

Cloud-Gaming ist nicht das einzige Einsatzgebiet für Screensharing. Jede Anwendung, die enorme Rechenpower benötigt und gleichzeitig ein detailreiches Interface anbieten muss kann mittels Screensharing in die Cloud verlagert werden. Wichtig ist dabei natürlich, dass die Latenzen enorm gering sind, so dass zwischen Eingabe und Anzeige höchstens 250ms vergehen. Um das zu gewährleisten hat Onlive extra einen besonderen Videocodec entwickelt, der nicht auf einer Group of Pictures Kompression beruht (Spiele lassen sich nicht vorhersagen) und somit jederzeit aktuelle Bilder liefert.

Videotranscoding und -delivery

Das Anbieten von Videos im Internet wird im Moment nicht einfacher sondern zunehmend komplizierter. Anders als in der Vergangenheit, wo sich irgendwann ein Format gegen das andere durchgesetzt hat (z.B. VHS vs. Betamax) ist eine solche Entwicklung im Internet (noch?) nicht abzusehen. Viel mehr noch könnte es passieren, dass immer mehr Formate, Plattformen und Geräte bedient werden müssen. Ogg Theora, WebM, DivX und H.264 sind nur vier der möglichen Videoformate. Hinzu kommen verschiedenste Plattformen für Handys, Fernseher, DVD-Player und Spielekonsolen, die alle bedient werden wollen. Diese Komplexität wird in nächster Zeit noch weiter steigen bevor es besser wird.

Der „Plattformkampf“ zwischen HTML5 und Flash hat gerade erst eine neue Wendung genommen. Zuerst sah es so aus als sei sich die Internetgemeinde einig und Flash dem Untergang geweiht. Doch nachdem YouTube gerade erklärt hat, warum HTML5 Flash in den nächsten Jahren nicht ersetzen wird dürfte klar sein, dass jeder Publisher von Videoinhalten mindestens zwei Plattformen wenn nicht sogar mehr unterstützen muss, will er dass seine Videos auf allen Geräten abspielbar sind. Das Bedeutet nicht nur, dass Videos zunehmend in unterschiedlichen Formaten vorliegen müssen sondern auch, dass die gesamte Logik um Videos wie Player, Tracking, AdServing und Streaming für jede Plattform aufbereitet werden muss.

Während dies eine schmerzhaft Entwicklung für Videoproduzenten ist, ist sie Vorteilhaft für alle Anbieter von Whitelabel Videolösungen. Nicht umsonst sind Ooyala, Brightcove und Co. ganz vorne mit dabei, wenn es darum geht Videos und Werbung in HTML5 auszuliefern oder Videos auf das iPhone oder Android zu bringen. Je Komplexer die Technologie wird umso mehr werden Videoanbieter versuchen sich externes Know-How und fertige Lösungen einzukaufen um nicht für jede Plattform und jedes Format selbst tätig werden zu müssen.

Videomanipulation und -analyse

augmented_reality

Während es bei der Videokommunikation und beim Screensharing vor allem auf die schnelle Übertragung von Videos ankommt liegt der Fokus bei der Videomanipulation auf der Bildmanipulation und -analyse. Dienste wie YouTube analysieren Videos im Detail um zum Beispiel Urheberrechtsverletzungen festzustellen (Tipp: Gespiegelte Videos erkennt das System (noch) nicht). Zukünftig sollen diese Systeme auch Fragen beantworten können wie Wer ist Teil des Videos? Welche Szenen beinhaltet das Video? und Welche anderen Videos wurden verarbeitet? um darüber die Videosuche akkurater gestalten zu können.

kinet

Auf der anderen Seite ermöglicht die Videoanalyse und -manipulation in Echtzeit augmented Reality Anwendungen. Die Bilddaten werden dazu entweder ergänzt um zusätzliche Informationen oder mit anderen Videobildern kombiniert, so dass sich eine neue Realität ergibt. Echtzeit ist erforderlich damit der User ein flüssiges Erlebnis erhält. Im einfachsten Fall wird die Videoinformation nur durchgeleitet und neue Ebenen auf das Videobild gelegt. Im komplexesten Fall werden die Bildinformationen analysiert und manipuliert.

Im Moment machen vor allem Spiele von diesen Möglichkeiten gebrauch, die auf den neuen Motion Controllern wie Microsofts Kinect oder Sonys PS3 Move basieren und den Nutzer durch eine Kamera ins Spiel versetzen. Daneben nutzen auch erste Handyanwendungen vergleichbare Technologien und matchen Videos mit Umgebungsinformationen.

Video ist in diesen Bereichen nicht mehr der primäre Fokus der Anwendungen sondern nur noch ein Mittel zum Zweck beziehungsweise lediglich ein „Hintergrund“ auf den Informationen projiziert werden.

Videotechnologie als Enabler

Die vier angesprochenen Bereiche sollen die Spannweite der Entwicklung zeigen. Während das reine Anbieten von Videos immer mehr zu einer Commodity wird ergeben sich interessante Geschäftsfelder sowohl auf Basis von Videos als auch im Technologie-Bereich der Videos zugrunde liegt. Das eine Feld setzt Videotechnologien für die direkte Kommunikation und das Cloud-Computing ein während das andere Geschäftsfeld versucht Videos zu ergänzen, zu manipulieren und zu veredeln. Beide Felder stehen noch am Anfang haben aber vielversprechende Implikationen.